Veröffentlicht am: 4. März 2025

TTechnische Innovationen verändern die Welt der Motorräder ständig, und ein weniger bekanntes, aber faszinierendes Konzept ist die versetzte Kurbelwelle in Viertaktmotoren. Lagen Kolben, Pleuel und Kurbelwelle früher immer exakt in einer Linie, so nehmen die Hersteller heute oft eine kleine Abweichung. Aber warum?

Dieses Prinzip wird „Desaxation“ genannt, was wörtlich „außerhalb der Mitte“ bedeutet. Das bedeutet, dass der Zylinder nicht exakt über der Kurbelwelle sitzt, sondern leicht nach vorne oder hinten verschoben ist. Dies sorgt für weniger innere Reibung und eine effizientere Kraftübertragung. Obwohl diese Technik bereits seit den 30er Jahren bei einigen Automotoren zum Einsatz kommt, ist sie bei Motocross- und Enduro-Motorrädern erst in den letzten 15 Jahren zur gängigen Praxis geworden.

Der Grund für diese Änderung ist einfach: bessere Leistung. Durch einen leichten Versatz der Kurbelwelle zum Zylinder wird die Kraft des Kolbens besser auf die Pleuelstange übertragen. Dadurch verringert sich der seitliche Druck auf die Zylinderwand, was die Reibung verringert und den Verschleiß begrenzt. Das Ergebnis? Ein Motor, der ruhiger läuft und seine Leistung effizienter nutzt.

Der optimale Schaltvorgang hängt vom beabsichtigten Fahrverhalten ab. Motoren mit kleinerem Offset profitieren vor allem bei hohen Drehzahlen, während ein größerer Offset bei niedrigen Drehzahlen von Vorteil ist. Yamaha hat sich beispielsweise für einen Offset von 450 mm für die YZ12F entschieden, während Honda und Kawasaki mit 4,5 mm bzw. 8,5 mm bescheidener bleiben. Suzuki hingegen verwendet immer noch eine traditionelle Konfiguration ohne Schaltung.

Ein Suzuki-Block ohne versetzte Kurbelwelle.

Ein herkömmlicher Viertaktmotor durchläuft einen vollständigen Zyklus bei 720 Grad Kurbelwellenumdrehung, unterteilt in vier Takte: Ansaugen, Verdichten, Arbeiten und Ausstoßen. Bei einem Motor mit versetzter Kurbelwelle ändert sich das Verhältnis dieser Hübe geringfügig: Die Abwärtshübe (Ansaugen und Leistung) sind etwas länger, während die Aufwärtshübe (Kompression und Ausstoß) etwas kürzer sind. Dies wirkt sich günstig auf die Leistungsabgabe aus.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, diese Offset-Technik zu implementieren. Manche Hersteller entscheiden sich für einen exzentrisch platzierten Kolbenbolzen, während andere die komplette Zylinderposition im Motorblock anpassen. Yamaha experimentierte 2009 mit einem um 1 mm versetzten Kolbenbolzen als relativ einfache Lösung ohne Modifizierung des Kurbelgehäuses, doch größere Hubräume erfordern strukturelle Änderungen am Motordesign.

Yamaha YZ450F mit 12mm Versatz

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Desaxation-Technik eine intelligente Möglichkeit bietet, die Effizienz und Leistung von Viertaktmotoren zu verbessern. Obwohl nicht jede Marke denselben Ansatz verfolgt, handelt es sich um eine Innovation, die immer häufiger zum Einsatz kommt. Ein kleines Detail im Motordesign kann also auf der Strecke einen großen Unterschied machen!

Fotos: Honda, Hot Rod und Yamaha Racing

Tekst: Danny Hermans