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Harry Everts feiert seinen 70. Geburtstag

Heute ist der viermalige Weltmeister 70 Jahre alt geworden. Die Redaktion wünscht ihm alles Gute zum Geburtstag. Wir nutzen diese Gelegenheit, um seine Karriere ins Rampenlicht zu rücken. Harry Everts hat ein großes Stück Motocross-Geschichte geschrieben und ist der Grundstein für drei Generationen Motocross in seiner eigenen Familie.

Harry wurde am 18. Februar 1952 in Neeroeteren als ältestes Mitglied einer großen Familie geboren. Leider fehlte das nötige Geld, um sich ein Dirtbike zu kaufen. Während seiner Schulzeit machte Harry an der Berufsschule eine Ausbildung zum Schweißer.

Von BMB zu VBM

Harry war der Cousin der Motocross-Legende und des legendären Sandhasen Jef Teeuwissen. Im Alter von 15 Jahren gelang ihm die Eintragung in die BMB, musste aber aufgrund einer Altersbeschränkung schnell wieder in die Reihen der VBM wechseln.

Bereits 1967 wurde er dort Meister in der 500er-Klasse. Ein Jahr später konnte er schließlich in die BMB wechseln und gewann prompt sechs Wettbewerbe. Danach ging es für die talentierten Everts schnell. Bereits 1970 gab ihm Joël Robert die Möglichkeit, mit einer Puch in der 250er-Weltmeisterschaft anzutreten. Beim Großen Preis von Polen gelang es ihm, seine ersten Punkte zu sammeln. Letztendlich belegte er den 28. Platzth in seinem ersten Jahr auf höchstem Niveau.

Stefan Evers

Am 25. November 1972 brachten Harry und seine damalige Frau Stefan zur Welt. Es hätte eine Fußnote in der Geschichte sein können, aber das lag nicht daran, dass Stefan viel zu bieten hatte. Er wuchs mit Dirtbikes auf und wurde unter der starken Hand seines Vaters Harry zum erfolgreichsten Motocross-Fahrer aller Zeiten. Stefan Everts ist mittlerweile eine lebende Legende, die nun seinen Sohn Liam bei seinen ersten Schritten in der MX2-Weltmeisterschaft begleitet.

Harry lernte schnell und gewann 1974 seine ersten GPs. In diesem Jahr gewann der Sowjet Gennady Moiseev nach einem zweifelhaften Eingreifen der FIM-Jury zu Ungunsten von Jaroslav Falta die Weltmeisterschaft. Dieser Makel auf der Existenz der FIM ist noch nicht beseitigt.

Ein Jahr später wurde der Belgier Herr und Meister in der 250er-Klasse und gewann seinen ersten Weltmeistertitel. Auch für den österreichischen Hersteller Puch war es das erste Mal, dass er auf der höchsten Bühne stand. Leider würde Puch dies nie wieder wiederholen können. 1976 hatte Everts großes Pech und musste mit Trauer zusehen, wie der Finne Heikki Mikkola den Titel holte. Ein Lichtblick war der Sieg in diesem Jahr als Mitglied des belgischen Teams sowohl im Motocross als auch bei der Trophy of Nations. In der Nebensaison wurde Puch wegen eines Angebots des spanischen Herstellers Bultaco beiseite gedrängt.

Von Bultaco bis Suzuki

Von Bultaco ging es 1979 an einen Werkssitz beim japanischen Hersteller Suzuki. Der Schritt zur gelben Maschine war ein toller Schachzug, denn er gewann den Weltmeistertitel in der 125er-Klasse. Er war souverän und schaffte es, seinen Markenkameraden Akira Watanabe aufzuhalten. Rahier landete dann auf dem dritten Platz. Um die Leistung von Everts in den richtigen Kontext zu setzen: Er gewann neun der zwölf GPs und achtzehn der vierundzwanzig zu fahrenden Serien! Als Sahnehäubchen gewann er später in diesem Jahr auch den Motocross of Nations mit dem Team Belgium in Tikkurila Vantaa, Finnland.

Er gewann 1980 auch einen neuen Weltmeistertitel, obwohl er nun einer starken Konkurrenz durch das italienische Tandem Michele Rinaldi/TGM ausgesetzt war. Er gewann seinen dritten Weltmeistertitel mit fünf Punkten Vorsprung. Er gewann auch einen Weltmeistertitel im Jahr 1981, als er sich gegen den schnell aufsteigenden Eric Geboers behaupten musste. 1982 wurde er Vierter in der 125er-Weltmeisterschaft und deutete an, dass er auf 250er umsteigen wollte. In Japan wurde dies jedoch nicht mit Jubel begrüßt.

Weil er als erster Motocross-Fahrer überhaupt Weltmeister in drei Klassen werden wollte, stieg er 1983 mit Suzuki in die 500er-Weltmeisterschaft ein. Die ersten GPs für die Halbliter-Klasse verliefen nicht reibungslos. Im schwedischen Stenungsund wendete sich jedoch das Blatt. Er wurde Zweiter hinter seinem Heimatfahrer Hakan Carlqvist. So belegte er beispielsweise in seinem ersten Jahr in der 500er-Klasse den vierten Platz in der Endwertung.

Ende 1983 stellte Suzuki seine Grand-Prix-Aktivitäten ein und zwang Everts, sich woanders umzusehen. Er unterzeichnete einen Vertrag mit Husqvarna. 1985 startete er mit KTM in der 250er-Weltmeisterschaft, doch das war kein uneingeschränkter Erfolg. Er hatte viel Pech und beendete diese Saison mit nur drei Punkten. Am Ende seiner Karriere unternahm er mehrere Reisen zu anderen Marken wie Honda.

Damals die Rallye Dakar. Er brach sich den Knöchel und seine Karriere als aktiver Spitzensportler endete. Seitdem konzentriert sich Harry darauf, seinen Sohn Stefan zu führen. Dies hat zu einer beispiellosen Serie von GP-Siegen und Weltmeistertiteln geführt.

Harry Everts zeichnete sich auch als Betreuer junger Piloten aus und organisierte als solcher Trainingslager in Spanien. Sein jüngster Erfolg ist die Führung durch den Dänen Thomas Kjer Olsen. Harry gab in einem früheren Interview an, dass er nach TKO keine jungen Menschen mehr betreuen wird.

Oldtimercross und Liams Karriere

Harry Everts trat in den letzten zehn Jahren regelmäßig bei Trainings und Wettbewerben für Oldtimer-Maschinen auf. Er selbst fuhr gelegentlich mit und zeigte, warum er vier Weltmeistertitel und 23 GPs gewann. Der mit Polio geborene Motocross-Fahrer genoss den Respekt seiner Motocross-Kollegen. Die Deformität führte dazu, dass ein Bein kürzer war als das andere. Everts musste daher sein ganzes Leben lang mit dem Motor rechnen, um die Einschränkung so gut wie möglich zu minimieren. Eine bekannte Aussage von Joël Robert sprach Bände: „Dieser behinderte Mensch wird uns eines Tages eine ordentliche Tracht Prügel verpassen.“

Wir kennen Harry als einen aufrichtigen und charaktervollen Menschen. Er hat immer Zeit für seine Fans und strahlt eine positive Einstellung aus. Wir hoffen, ihn noch öfter bei Wettkämpfen zu sehen und wünschen ihm viel Glück mit seinem Enkel Liam, der dieses Jahr seine erste komplette Saison in der MX2-Klasse fahren wird. Sollte Liam jemals einen Weltmeistertitel gewinnen, wäre dies ein weiterer Meilenstein in der Everts-Dynastie und wird auf jeden Fall zum Teil Großvater Harry zu verdanken sein.

Tekst: Danny Hermans
Quelle: Adel im Sattel
Fotos: Archiv MXVintage